„EEG beschlossen – Reform verschoben“

Dr. Maximilian Zimmerer, Vorstandsmitglied der Allianz SE zur EEG-Reform.

 

Allianz SE
München, 11.07.2014

Dr. Maximilian Zimmerer, Vorstandsmitglied der Allianz SE.

Wenn der Bundesrat am Freitag die Reform des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) beschließt, begrenzt die Politik erstmals die Ausbaugeschwindigkeit der erneuerbaren Energien. Zugleich produziert Deutschland zu Stoßzeiten bereits bis zu 74 Prozent seines Stromes aus erneuerbaren Energien. Haben wir die Energiewende schon geschafft?

 

Nein. Nur weil wir gelegentlich die politisch bestimmte Zielgröße von 80 Prozent erreichen, heißt das noch lange nicht, dass die Energiewende gelungen ist. Im Schnitt beziehen wir immer noch drei Viertel unseres Stroms aus fossilen Energiequellen wie Kohle oder Gas. Aktuell steigt der Verbrauch billiger Kohle und damit der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase sogar wieder. Das ist kein Zeichen für eine gelungene Energiewende.

 

Zudem konzentrieren wir uns viel zu sehr auf den Strommarkt. Damit die Energiewende wirklich gelingen kann, müssen wir auch den Wärme- und Verkehrssektor einbeziehen. Hier brauchen wir deutlich größere Anstrengungen, zum Beispiel, damit wir weniger Energie in unseren Wohnungen und Häusern verschwenden. Denn die Energie, die wir nicht verbrauchen, ist natürlich die sauberste.

 

Experten beurteilen die aktuelle Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) kritisch. Die Allianz hat rund 2 Milliarden Euro  in erneuerbare Energien investiert. Ist Ihr Geld gut angelegt?

 

Davon sind wir überzeugt. Wir besitzen Windkraft- und Solaranlagen in Deutschland, Frankreich, Italien und Schweden. Gleichwohl gilt, dass das jeweilige regulatorische Umfeld, also Entscheidungen der Politik, eines der größten Risiken für Investoren in erneuerbare Energien darstellt. Deswegen stellen wir uns breit auf, über mehrere Länder und auch über verschiedene Technologien hinweg.

 

Das erste EEG-Gesetz hatte 2000 für Vertrauen gesorgt und ein gutes Investitionsumfeld geschaffen. Deutschland kann sich daher heute mit die günstigsten Einspeisetarife für Wind- und Solarstrom in Europa leisten. Die EEG-Reform erlaubt nun, die Geschwindigkeit des Ausbaus besser zu steuern und in der Zukunft gezielter auf besonders günstige – sprich windreiche oder sonnenverwöhnte –  Standorte zu setzen.

 

Aber das ist nur ein erster Schritt: Für elementare Ziele der Energiewende hat die Politik noch keine Lösungen gefunden. Dazu gehören die Versorgungssicherheit, der Klimaschutz und vor allem die Anpassung der Netze an eine dezentrale Stromproduktion aus den erneuerbaren Energien. Das ist keine einfache Aufgabe für einen Wirtschaftsstandort im internationalen Wettbewerb. Es geht um sehr langfristige, aber dennoch zügige Weichenstellungen und große Investitionssummen. Das erfordert Mut und Ausdauer von der Politik. Die EEG-Reform hat diese Diskussion zumindest in das öffentliche Bewusstsein gebracht. Das ist gut, denn sie betrifft uns alle.

 

Ist eine Abwanderung der Investoren zu befürchten?

 

Die aktuelle Reform ist eine zumindest in Teilen nachvollziehbare Antwort auf die Marktentwicklung. Ich denke nicht, dass es zu einer massiven Abwanderung der Anleger kommt.

 

Aber Deutschland steht im Wettbewerb um Investoren. Sie investieren dort, wo sie attraktive Bedingungen finden. Bürgerinitiativen vor Ort haben diese Wahl nicht. Wenn sie keine guten Bedingungen für ihr Energieprojekt vorfinden, wird es einfach nicht realisiert. Der bisherige Erfolg der Energiewende ist aber zu einem Großteil auch auf das Engagement von Bürgern zurückzuführen. Daher ist es wichtig, dass der regulatorische Rahmen fair und attraktiv bleibt.

 

Für uns zählt vor allem, dass die Politik weiterhin langfristig und zielorientiert entscheidet und dabei berechenbar bleibt. Schnellschüsse oder rückwirkende Änderungen der Gesetze wie beispielweise in Spanien führen zu einer Flucht der Anleger, einem Anstieg der Risikoprämien und einem Einbruch der Investitionen.

 

Das wäre keine gute Entwicklung, auch nicht für den Staat. Denn er wird die dringend nötigen Infrastrukturinvestitionen nicht alleine stemmen können. Wir als Versicherer sind gleichzeitig auf der Suche nach langfristig stabilen und rentablen Anlagemöglichkeiten für die Altersvorsorge unserer Kunden. Das lässt sich verbinden und hilft so Klima und Bürgern gleichermaßen.

 

Große Energieversorger wollen bis zu einem Viertel ihrer Kraftwerke stilllegen. Was kann die Politik tun, um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden?

 

Bisher war die Stromversorgung in Deutschland sehr stabil. Auch in 20 Jahren werden noch etwa 40 Prozent des Stroms aus Kohle oder Gas produziert werden müssen. Aber so wie der Markt im Moment funktioniert, deckt der Erlös aus dieser Form der Stromerzeugung häufig nicht die Kosten. Daher wollen Energieversorger unrentable Kraftwerke abschalten. Diese Entwicklung bringt auf Dauer ernsthafte Risiken für eine sichere Stromversorgung. Die Politik muss jetzt da ansetzen, wo sie mit der Reform der erneuerbaren Förderung aufhört: bei der nachhaltigen Finanzierung von Brückentechnologien wie Gaskraftwerken, bei der Energieeffizienz und beim Netzausbau.

  Weitere Informationen Expertenstatement – Warum greift die EEG-Novelle zu kurz?   Vorbehalt bei Zukunftsaussagen

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Disclaimer   Kontakt für Presse

Nicolai Tewes
Allianz SE
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Pressemitteilung Allianz ( Allianz SE
München, 11.07.2014 )

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