DAX-Pensionswerke nach Krisenjahren gefestigt

Risiko-Management erweist sich in der Kapitalmarktkrise als wirksam – Keine Einschnitte in der betrieblichen Altersversorgung 2009 Geschäftsberichtsauswertung Pensionsverpflichtungen DAX 2009
Nach einem krisenbedingten Dämpfer 2008 hat sich das finanzielle Fundament der betrieblichen Pensionswerke von DAX-Unternehmen im zurückliegenden Geschäftsjahr wieder positiv entwickelt. Im Zuge der Normalisierung der Kreditmärkte sind die Pensionsverpflichtungen zwar durchschnittlich um rund 14% auf aktuell 213 Mrd. EUR gestiegen. Doch konnte der Wertverlust des Jahres 2008 bei den Pensionsvermögen nahezu ausgeglichen werden. So erzielten die DAX-Firmen 2009 auf ihre pensionsspezifischen Vermögenswerte eine Rendite von ca. 9,6%. Dies entspricht einem absoluten Wert von 11,8 Mrd. EUR. Zusätzlich wurde wieder verstärkt Pensionsvermögen gebildet, so dass der Grad der externen Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen im DAX leicht gestiegen ist und nunmehr bei 66% liegt.
Dies sind die Kernaussagen der Towers Watson-Studie Pensionsverpflichtungen DAX 2009. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung umfasst die Analyse 24 DAX-Geschäftsberichte, die 97% der Pensionsverpflichtungen und des Pensionsvermögens im Börsenindex repräsentieren.
„Die DAX-Pensionswerke erweisen sich ungeachtet der zurückliegenden Turbulenzen an den Kapitalmärkten als weitgehend gefestigt. Dies zeigt sich in einem leicht gestiegenen Deckungsgrad, der nicht zuletzt ein Resultat eines sich wieder belebenden Trends zur Kapitaldeckung von Pensionsverpflichtungen ist. Zudem sind keine nennenswerten Einschnitte bei den Versorgungswerken erfolgt. Das Bekenntnis der Unternehmen zur betrieblichen Altersversorgung ist ungebrochen“, erklärt Dr. Thomas Jasper, Leiter General Consulting bei Towers Watson.
Steigende Pensionsverpflichtungen aufgrund gesunkenem Rechnungszins
Die Pensionsverpflichtungen der DAX-Unternehmen sind 2009 erstmals seit 2006 wieder gestiegen. Sie belaufen sich aktuell auf insgesamt 213 Mrd. EUR. Dies entspricht einem Anstieg von 14% gegenüber 2008 (187 Mrd. EUR). Die Unternehmen mit den höchsten Pensionsverpflichtungen im DAX sind Siemens mit 25,2 Mrd. EUR (2008: 22,7 Mrd. EUR), Volkswagen mit 17,7 Mrd. EUR, (16,0 Mrd. EUR) und Daimler mit 16,5 Mrd. EUR (15,0 Mrd. EUR).
Hauptgrund für den Anstieg der Pensionsverpflichtungen ist ein Rückgang des Rechnungszinses von 5,9% im Median auf 5,3%. Dieser Rückgang ist auf eine Normalisierung der Kreditmärkte – insbesondere des Renditeabstands zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen – zurückzuführen. Die Rendite von Unternehmensanleihen hoher Bonität bildet die Basis für den Rechnungszins.
„Insgesamt sind die Verpflichtungen um ca. 17 Mrd. EUR höher bewertet als von den Unternehmen am Geschäftsjahresbeginn 2009 erwartet. Andererseits haben erfreuliche Erträge im Planvermögen diesen Anstieg teilweise kompensiert; insgesamt also ein ausgewogenes Jahr“, erläutert Alfred Gohdes, Leiter Actuarial Consulting bei Towers Watson.
Performance-Einbruch des Jahres 2008 nahezu ausgeglichen
Im Zuge der Erholung an den Kapitalmärkten konnten die Unternehmen auf ihre Pensionsvermögen eine Rendite von ca. 9,6% bzw. 11,8 Mrd. EUR erzielen. Am Anfang des Geschäftsjahres war noch im Median ein Ertrag von 5,4% erwartet worden. Diese positive Entwicklung kontrastiert die negative Performance des Vorjahres in Höhe von ca. 9%.
Die Unternehmen mit den höchsten Pensionsvermögen im DAX sind Siemens mit 21,2 Mrd. EUR (2008: 20,2 Mrd. EUR), BASF mit 13,8 Mrd. EUR (10,3 Mrd. EUR) sowie E.ON mit 13,2 Mrd. EUR und RWE mit 13,1 Mrd. EUR (2008 jeweils 11,0 Mrd. EUR).
Insgesamt wurden 2009 von den DAX-Unternehmen Dotierungen in Höhe von 9 Mrd. EUR in ihre Pensionswerke vorgenommen. Dieser Wert liegt etwa ein Drittel über dem Vergleichswert des Vorjahres (6,8 Mrd. EUR). Damit hat sich der Trend zur Kapitaldeckung von Pensionsverpflichtungen bei deutschen Großunternehmen wieder verstärkt. Beleg dafür ist auch die Gründung von drei neuen Pensionsfonds im Betrachtungszeitraum, davon einer aus dem Kreis der DAX-Unternehmen (Deutsche Post).
Grad der externen Ausfinanzierung steigt geringfügig
Entgegen der Entwicklung im Vorjahr ist der Grad der externen Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen im DAX wieder geringfügig gestiegen. Er liegt nunmehr bei rund 66%, nach 65% im Jahr zuvor und 71% am Geschäftsjahresende 2007. Die höchsten Deckungsgrade bei den Pensionsverpflichtungen im DAX weisen Deutsche Bank (98%) sowie MAN, BASF und Beiersdorf (jeweils 91%) auf.
Kaum Veränderungen im Anlageportfolio
Die Aktienquote im Planvermögen der DAX-Unternehmen beträgt zum Bilanzstichtag 2009 rund 24% und liegt damit etwa auf dem Niveau des Vorjahres (23%). Auch der Anteil an Anleihen ist mit rund 62% weitgehend stabil geblieben (2008: 61%).
„Die konservative Anlagestrategie verbunden mit einem gezielten pensionsspezifischen Risiko-Management hat die deutschen Konzerne über die zurückliegenden fünf Jahre im internationalen Vergleich bessere Renditen erwirtschaften lassen. Heute liegt die Aktienquote betrieblicher Pensionsvermögen im internationalen Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie in den DAX-Unternehmen“, betont Towers Watson-Experte Alfred Gohdes.
Ungebrochenes Bekenntnis zur betrieblichen Altersversorgung
Ungeachtet der Wirtschaftskrise sehen die Studienautoren ein starkes Bekenntnis der DAX-Unternehmen zur betrieblichen Altersversorgung. Wie die Geschäftsberichte zeigen, wurden im zurückliegenden Geschäftsjahr keine nennenswerten Einschnitte bei den Versorgungswerken vorgenommen.
„Angesichts der demographischen Herausforderungen zeigen die Unternehmen damit strategischen und personalpolitischen Weitblick“, ist Towers Watson-Experte Dr. Thomas Jasper überzeugt. Den Spielraum dafür haben sie seiner Auffassung nach durch die zielgerichtete und risikoorientierte Weiterentwicklung der bAV, zum Beispiel durch die Umstellung von leistungs- auf beitragsorientierte Zusagen, geschaffen. „Dieser Trend setzt sich derzeit fort, indem Zusagestrukturen und Finanzierungsstrategien intelligent verknüpft werden und somit der scheinbare Widerspruch zwischen Risikobegrenzung für das Unternehmen und Attraktivität für die Begünstigten aufgelöst wird“, so Dr. Thomas Jasper.
(Pressemitteilung von Towers Watson)

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