Das neue Gesicht der Globalisierung

Die Globalisierung ist zurück, und sie entwickelt sich rasant weiter. Zumindest ist das die Botschaft eines interessanten Berichts des McKinsey Global Institutes. Er betrachtet die Entwicklung der Beziehungen zwischen Handel, Finanzsektor, Humanbereich und IT während der vergangenen zehn Jahre.

 

Allianz SE
München, 05.08.2014

Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz.

In unserer schnelllebigen Welt kann es unter Umständen schwer zu begreifen sein, was die globale Vernetzung bedeutet, und die komplexen Wege nachzuvollziehen, über die sie das Wohl der betroffenen Nationen und Völker beeinflusst. In dieser Hinsicht leistet die von James Manyika geleitete McKinsey Studie einen ernsthaften, dringend erforderlichen Beitrag und kommt zu mindestens vier bemerkenswerten Schlussfolgerungen.

 

An erster Stelle war die Finanzkrise nicht das Ende des Trends hin zu größeren Interaktionen und stärkerer Integration über nationale Grenzen hinweg. Grenzüberschreitende Verbindungen beschränken sich nicht mehr nur auf eine kleine Gruppe von Ländern und auf multinationale Unternehmen. Die Entwicklungsländer spielen dabei eine zunehmend größere Rolle. Insgesamt hat der freie Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Personen bereits die früheren Höchstmarken überschritten. Die wichtigste Ausnahme stellen jene Finanzströme dar, die noch ein ziemliches Stück von ihrer Höchstmarke im Jahre 2007 entfernt sind – eine Verschiebung, die als Normalisierung nach den Exzessen vor der Krise gewertet werden kann.

 

Zweitens ist die Studie ein weiterer Beweis dafür, dass es gut ist, mit der übrigen Welt Verbindung aufzunehmen. Nach dem Ansatz der Kausalitätsbewertung kommt sie zu dem Ergebnis, dass eine größere Offenheit gegenüber grenzübergreifenden Strömen aller Art günstige Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum hat und jährlich mit 450 Milliarden Dollar zum globalen Wachstum beiträgt. Je intensiver ein Land vernetzt ist, desto besser.

 

Drittens ist die Globalisierung von heute weit mehr als das Outsourcen arbeitsintensiver Produktion in Niedriglohnländer. Anhand der Studie hat sich herausgestellt, dass der Anteil der inflationsbereinigten Ströme „wissensintensiver“ Güter, die mit großen Investitionen in Forschung und Entwicklung bzw. hochqualifizierte Arbeitskräfte verbunden sind, in den letzten zehn Jahren 1,3 mal so hoch war wie der Anteil arbeitsintensiver Ströme. Alle Arten wissensintensiver Aktivitäten – von geschäftsbezogener Kommunikation bis hin zu Geschäftsreisen – befinden sich im Aufwind.

 

Viertens erfasst die Informationsrevolution weit und breit jeden Bereich einer globalen Gesellschaft, und zwar in Windeseile. Hinsichtlich der Entwicklung grenzüberschreitender Bandbreite wird im Rahmen der Studie die Analyse globaler Interaktionen auf Daten- und Kommunikationsströme ausgeweitet. Hier zeigt sich ein markantes Wachstum, das durch die Fortschritte der digitalen Technologien und des Internets weiter befeuert wird, bei gleichzeitig starkem Rückgang der Anschaffungs- und Zugangskosten.

 

Der Bericht bietet vielleicht noch immer das beste Bild einer Entwicklung – die Stärkung von Menschen und Unternehmen in einer Art und Weise, die bis vor Kurzem noch undenkbar erschien. Das wird nachhaltige und – bis jetzt – absolut nicht vorhersehbare Auswirkungen haben. Er lässt uns verstehen, warum andere aus ihrer ‚Komfortzone‘ gerissen werden und sich der Herausforderung gegenüber sehen, ihre Arbeitsweise auf die Entwicklung der Verbrauchererwartungen, Produktionskonfigurationen und Lieferketten abzustimmen. Der Bericht beleuchtet auch, wie diese Herausforderungen beides beinhalten – nämlich was sie tun und wie sie es tun. Und schließlich setzt er die massiven Aufholherausforderungen für unsere Governance- und Koordinierungssysteme in den entsprechenden Kontext – seien sie nun nationaler, regionaler oder multilateraler Art.

 

Der erweiterte Umfang des Berichts – der entscheidend für die Einbeziehung von Informationsströmen ist – deutet auf Trends hin, die dauerhaft und konsequent sind, und sei es nur, weil sie maßgebliche Faktoren der menschlichen Talente sowohl auf individueller als auch kollektiver Ebene sind. Das Gute daran – angefangen bei einer größeren und günstigeren Auswahl für die Verbraucher und besseren Chancen für die Unternehmer – wird unweigerlich mit einigen Nachteilen verbunden sein – darunter Umstellungskosten und Arbeitsplatzverlagerungen.

 

Je länger wir brauchen, um dieses Phänomen zu verstehen, desto wahrscheinlicher wird uns die Bandbreite der Ergebnisse überraschen. Desto größer wird die Herausforderung sein, entsprechend dem McKinsey Bericht sicher zu stellen, dass eine „Wirtschaft so aufgestellt ist, dass sie Gewinn macht.“ Entscheidungsträger wären gut beraten, solche Anstrengungen zur Kenntnis zu nehmen, um die Tragweite dessen, was auf dem Spiel steht, besser zu verstehen und einzuschätzen und damit entsprechend zu planen und reagieren zu können.

 

 

Von Mohamed A.El-Erian, im Original erschienen auf Bloomberg view am 4.6.2014. Abdruck mit Einverständnis. Die Meinungen im Artikel entsprechen denen des Autors.

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Pressemitteilung Allianz ( Allianz SE
München, 05.08.2014 )

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