Ab 2012: Inflationsrisiko steigt schnell

Die Deutsche Postbank AG rechnet damit, dass ab 2012 das Inflationsrisiko schnell zunimmt und die Teuerung dann auch die Stabilitätshürde der EZB reißen wird. Für die zweite Jahreshälfte 2012 erwartet sie bereits eine Inflationsrate von deutlich über zwei Prozent. „Die Risiken liegen unter einer ruhigen Oberfläche verborgen“, sagt Dr. Marco Bargel, der Chefvolkswirt der Bonner Bank.

„Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise ist das Wachstum der Geldmenge ausgesprochen stark zurückgegangen und zeigt bis jetzt noch keine Zeichen einer wieder zunehmenden Dynamik. Doch die Momentaufnahme trügt. Wenn sich die globalen Aufschwungstendenzen bestätigen, kann sich das Gesamtbild schon in näherer Zukunft rasant ändern.“ Mit zunehmender wirtschaftlicher Erholung wird der derzeit noch stockende Kreditprozess wieder anspringen. Unternehmen und private Haushalte werden dann wieder verstärkt Kredite nachfragen und das Bankensystem wird die Nachfrage in zunehmendem Maße befriedigen, da mit d
er wirtschaftlichen Erholung die Kreditrisiken üblicherweise spürbar sinken. Mit der Ausweitung des Kreditvolumens geht dann zwangsläufig eine Ausweitung der Geldmenge einher.

Eine besondere Gefahr sehen die Volkswirte der Postbank darin, dass die Geldmengen-Zügel der Zentralbanken zur Überwindung der Finanzkrise nochmals bewusst gelockert worden sind. Gewöhnlich wird die Fähigkeit des Bankensystems, via Kreditvergabe Geldschöpfung zu betreiben, begrenzt durch die Verpflichtung, Guthaben auf Wunsch in bar auszuzahlen und auf bestimmte Einlagen Mindestreserven bei der Zentralbank zu unterhalten. Hierzu benötigen die Geschäftsbanken Zentralbankgeld, das nur die jeweilige Notenbank zur Verfügung stellen kann. Von einer Limitierung des Geldschöpfungspotenzials kann derzeit aber keine Rede sein: Die Europäische Zentralbank, die die monetäre Basis bereits seit 2004 ausgesprochen stark verbreitert hatte, hat die Versorgung des Bankensystems mit Zentralbankgeld im Zuge der Finanzkrise nochmals massiv ausgeweitet.

Noch brisanter ist die Lage in den USA. Hier liegt der Anteil der Überschussreserven an der Zentralbankgeldmenge bei über fünfzig Prozent. Theoretisch könnte das US-Bankensystem die Geldmenge damit auf mehr als das Doppelte ausweiten. Überdies könnte die US-Notenbank Probleme bekommen, die zur Verfügung gestellte Liquidität wieder einzusammeln. Da sie das Zentralbankgeld nämlich über direkte Käufe von Wertpapieren in das System gepumpt hat, ist das Gros des US-Bankensytems derzeit überhaupt nicht mehr auf Kredite der Fed angewiesen. Eine Limitierung der Kreditvergabe liefe damit in den USA ins Leere.

Um gegenzusteuern, müsste die US-Notenbank den Kreditinstituten Anreize etwa in Form höherer Zinsen geben, um sie zur Rückgabe des Zentralbankgeldes zu bewegen oder zumindest dieses längerfristig bei ihr anzulegen. Ob die Fed bereit und in der Lage ist, diesen Liquiditätsentzug rechtzeitig einzuleiten und dann schnell genug durchzuziehen, darf aber bezweifelt werden. Wenn es ihr tatsächlich gelingen sollte, wäre dies als Meisterleistung einzustufen, denn noch niemals hatte eine Zentralbank eine vergleichbare Aufgabe zu bewerkstelligen.

(Pressemitteilung der Postbank)

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
* Pflichtfelder

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.