5 Jahre Lehman

Eine Chronologie der Krise. Was waren die Ursachen und wo stehen wir heute? Teil I: Der Weg in die Krise

 

Allianz SE
München, 13.09.2013

Der Firmensitz der Lehman Brothers Investmentbank in New York am entscheidenden 15. September 2008.

Quelle: Reuters

2001 – 2002: Faule Kredite
 

Ein rasches Wachstum des Subprime-Hypothekenmarktes beginnt. Der Zugang zu Krediten wird einfacher. Viele Amerikaner nutzen bei den niedrigen Zinsen die Chance und verwirklichen sich ihren Traum vom eigenen Heim. Der Immobilienboom beginnt. Die US-Banken räumen fast jedem einen Kredit ein – auch jenen, die sich ein Haus gar nicht leisten können. Die Zahl der Hausverkäufe steigt. Die Preise auch.
 

2002 – 2004: Keine Haftung mehr für Kredite
 

2006 erreichen die Wohnimmobilienpreise in den USA ihren Höchststand. Der wachsende Berg der Hypotheken wird zunehmend verbrieft, das heißt aus den Bankbilanzen herausgenommen, gebün­delt und in kapitalmarktfähige Wertpapiere transformiert. Internationale Investoren, nicht zuletzt europäische Banken, greifen zu. Gleichzeitig werden die Verbriefungsstrukturen immer komplexer, das darunterliegende Risiko immer schwieriger zu erkennen. 
 

April 2007: Die Immobilienblase platzt
 

Der Anteil nicht ordentlich bedienter Hypothekenkredite steigt spürbar. Das trifft vor allem die Banken. Ein Kredit nach dem anderen platzt. Mit der rapiden Zunahme der Kreditausfälle beginnen auch die Immobilienpreise zu fallen, die Kreditsicherheiten verlieren an Wert, die Banken fahren hohe Verluste ein. 2007 ist der erste große US-Immobilienfinanzierer – die „New Century Financial Corporation“ – pleite.
 

Juni 2007: Bear Stearns schwankt
 

Die Kreditausfälle erreichen den Verbriefungsmarkt. Hochkomplexe strukturierte Kredite werden quasi über Nacht wertlos. Zwei Hedgefonds der New Yorker Investmentbank Bear Stearns geraten ins Straucheln, weil sie in großem Stil in diesen Instrumenten investiert sind. Die Ratingagenturen beginnen Tausende dieser Papiere herabzustufen, teilweise von der höchsten Stufe direkt auf Ramschniveau.
 

Juli/August 2007: Europa im Sog
 

Deutsche und andere europäische Banken geraten wegen Fehlspekulationen am US-Immobilienmarkt in die Krise.
 

September 2007: Northern Rock mit Rissen
 

Besorgte Kunden stürmen die Schalter der britischen Bank Northern Rock. Die Regierung und die Bank von England garantieren die Einlagen, Northern Rock wird vom Staat übernommen.
 

Oktober 2007: Abschreibungen nehmen zu
 

Ein großes Finanzhaus nach dem anderen meldet Milliardenabschreibungen und hohe Verluste.
 

Februar 2008: Staatliche Reaktion in Amerika
 

Der US-Kongress billigt ein Konjunkturprogramm im Umfang von 150 Milliarden Dollar.
 

März 2008: Verkauf von Bear Stearns
 

Das Investmenthaus Bear Stearns wird auf Druck der US-Notenbank kurz vor dem Zusammenbruch an die Großbank J.P. Morgan Chase verkauft. Die US-Regierung springt mit Garantien ein.
 

06. September 2008: Fannie und Freddie aufgefangen
 

Die US-Regierung übernimmt die Kontrolle bei den US-Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac. 

Nach der Pleite: Ein Mann verlässt das Lehman Brothers Gebäude am 15. September 2008.

Quelle: Reuters

15. September 2008: Schwarzer Montag
 

Lehman Brothers meldet Insolvenz an. Andere US-Finanzhäuser werden entweder notverkauft oder verstaatlicht. Die internationalen Finanzmärkte verfallen in Schockstarre, viele Banken haben keinen Zugang mehr zu kurzfristigen Mitteln. Weitere Finanzhäuser kommen in Schwierigkeiten. Die beiden letzten unabhängigen US-Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley verzichten am 21. September auf ihren Sonderstatus und werden zu gewöhnlichen Geschäftsbanken – um auf diese Weise Zugang zur Liquiditätsbereitstellung der amerikanischen Notenbank zu bekommen.
 

19. September 2008: TARP in den USA
 

Die US-Regierung kündigt das Rettungspaket „Troubled Assets Relief Program“ (TARP) für die Finanzbranche an. Das Rettungspaket der USA soll mit 700 Milliarden Dollar ausgestattet werden. TARP löst ein Kursfeuerwerk an den Börsen aus. Die USA und Großbritannien verhängen ein weitreichendes Verbot für sogenannte Leerverkäufe, also Wetten auf sinkende Aktienkurse.
 

Ende September/Anfang Oktober 2008: Island kriselt
 

Die Kontrolle über die drei größten Banken Islands wird von der Finanzaufsicht übernommen. Einlagen werden eingefroren. Der Internationale Währungsfonds eilt zur Hilfe
 

13. Oktober 2008: Rettungspakete in Europa
 

Die Bundesregierung stellt ein Banken-Rettungspaket im Volumen von bis zu 500 Milliarden Euro vor. Frankreich präsentiert einen 360 Milliarden Euro schweren Hilfsplan. Viele weitere EU-Länder schnüren ebenfalls Notpakete.
 

8. Oktober 2008: Konzertierte Zinssenkung wichtiger Notenbanken
 

In einer konzertierten Aktion geben mehrere Notenbanken, darunter die Federal Reserve und EZB, am 8. Oktober Leitzinssenkungen bekannt. Sowohl die US-Notenbank als auch die EZB senken ihre Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 beziehungsweise 3,75 Prozent. Für die EZB ist dies der erste Schritt von mehreren zum aktuellen Niveau von 0,5 Prozent. Darüber hinaus verändert die EZB ihre liquiditätspolitischen Konditionen vor dem Hintergrund des nahezu völlig zum Erliegen gekommenen Interbankenmarkthandels. Das Zuteilungsverfahren wird auf einen Mengentender bei voller Zuteilung umgestellt, das heißt gegen Sicherheiten erhalten Kreditinstitute so viel Zentralbankliquidität wie sie nachfragen. Weitere Sondermaßnahmen folgen.
 

Lesen Sie mehr am kommenden Montag: Im November 2008 sind Deutschland und viele andere Länder in der Rezession. Teil II unserer Chronologie beleuchtet die Ausweitung der Krise und den Weg aus der Krise.

  Vorbehalt bei Zukunftsaussagen

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Disclaimer   Kontakt für Presse

Dr. Lorenz Weimann
Allianz SE
Tel. +49 89 3800 16891
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  Mehr Informationen Fünf Jahre nach Lehman

Pressemitteilung Allianz ( Allianz SE
München, 13.09.2013 )

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